Ein Bewerbungsgespräch ist oft der entscheidende Schritt auf dem Weg zum neuen Job. Gerade für Schulabgänger, Studierende und Berufseinsteiger kann ein Vorstellungsgespräch eine Herausforderung sein. Umso wichtiger ist es, sich bestens vorzubereiten und typische Stolperfallen zu vermeiden. Die folgenden zehn goldenen Regeln bieten bewährte Prinzipien und konkrete Handlungsempfehlungen, mit denen Bewerber ihr Auftreten optimieren und einen bleibenden positiven Eindruck hinterlassen können. Ohne ausschweifende Anekdoten oder Einzelfälle konzentrieren wir uns auf universell gültige Ratschläge – vom ersten Eindruck bis zur Verabschiedung.
Inhaltsverzeichnis
- Gründliche Vorbereitung ist alles
- Pünktlichkeit und gutes Zeitmanagement
- Der erste Eindruck zählt – Auftreten und Kleidung
- Auf die Körpersprache achten
- Klar und strukturiert kommunizieren
- Starke Selbstpräsentation – sich von der besten Seite zeigen
- Authentizität und Ehrlichkeit
- Souverän mit schwierigen Fragen umgehen
- Interesse zeigen und eigene Fragen stellen
- Professioneller Abschluss und Nachbereitung
Regel | Kurzbeschreibung |
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1. Gründliche Vorbereitung | Vorab recherchieren und die Stellenanzeige sowie das Unternehmen genau kennen; Antworten auf Standardfragen und eigene Fragen vorbereiten. |
2. Pünktlichkeit und gutes Zeitmanagement | Unbedingt rechtzeitig (10–15 Minuten vorher) erscheinen und Zug/Verkehr planen; Kontakt zur Personalabteilung bereithalten, falls Verzögerungen auftreten. |
3. Der erste Eindruck zählt – Auftreten/Kleidung | Gepflegtes, zur Branche passendes Outfit; auf Körpersprache bei Begrüßung achten (fester Händedruck, offener Blick, respektvolles Verhalten). |
4. Auf die Körpersprache achten | Aufrechte, offene Haltung; Blickkontakt halten; unnötige Nervosität durch Zappeln oder Verschließen vermeiden; natürliche Gestik und Mimik zur Unterstützung der Aussagen verwenden. |
5. Klar und strukturiert kommunizieren | Präzise, höflich und fokussiert antworten; nicht abschweifen; inhaltliche Struktur (z. B. STAR-Methode) beachten; aktiv zuhören und Pausen nicht mit Füllwörtern überbrücken. |
6. Starke Selbstpräsentation | Kurz und prägnant den eigenen Werdegang hervorheben, relevante Erfahrungen und Erfolge betonen; Interesse am Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle aufzeigen. |
7. Authentizität und Ehrlichkeit | Keine auswendig gelernten Floskeln; aufrichtig bei Schwächen und Lücken sein; ehrliches Bild der eigenen Fähigkeiten vermitteln; zu seinen Aussagen stehen. |
8. Souverän mit schwierigen Fragen umgehen | Ruhig und überlegt auf Fragen zu Gehalt, Schwächen, Lücken im Lebenslauf antworten; bei Kritik an ehemaligen Arbeitsverhältnissen Neutralität wahren; keine Konfrontation, sondern sachliche Darstellung. |
9. Interesse zeigen und eigene Fragen stellen | Aussagekräftige Fragen zu Aufgaben, Team, Einarbeitung, Unternehmenskultur vorbereiten; kein einseitiges „Verhör“ durch den Arbeitgeber zulassen, sondern aktives Mitgestalten des Gesprächs. |
10. Professioneller Abschluss und Nachbereitung | Am Ende des Gesprächs Interesse bekräftigen und für die Zeit bedanken; kurze Dankes-E-Mail senden; bei Wartezeit auf Rückmeldung geduldig bleiben und ggf. nach Fristablauf höflich nachfragen. |
Gründliche Vorbereitung ist alles
Eine sorgfältige Vorbereitung bildet die Basis für jedes erfolgreiche Bewerbungsgespräch. Informieren Sie sich ausführlich über das Unternehmen, seine Kultur, Produkte und die ausgeschriebene Position. Arbeitgeber erwarten, dass Bewerber Interesse am Unternehmen zeigen und die Stellenanzeige genau kennen. Dazu gehört auch, die geforderten Qualifikationen zu analysieren und sich zu überlegen, wie die eigenen Fähigkeiten dazu passen.
Wichtige Schritte der Vorbereitung im Überblick:
- Unternehmensrecherche: Besuchen Sie die Website des Unternehmens, lesen Sie Pressemitteilungen und machen Sie sich mit der Branche vertraut. Dieses Wissen signalisiert echten Enthusiasmus und hilft dabei, Antworten im Gespräch gezielt auf das Unternehmen zuzuschneiden.
- Stellenanzeige studieren: Analysieren Sie die Aufgaben und Anforderungen der Position. Überlegen Sie, welche Erfahrungen und Stärken Sie mitbringen, die besonders relevant sind. So können Sie im Gespräch konkrete Bezüge herstellen und zeigen, warum Sie der ideale Kandidat sind.
- Antworten vorbereiten: Überlegen Sie sich Antworten auf häufige Interviewfragen (z. B. Stärken, Schwächen, berufliche Ziele). Üben Sie insbesondere Ihre Selbstpräsentation – also wie Sie sich zu Beginn des Gesprächs vorstellen. Eine strukturierte Vorstellung Ihrer Person bildet oft den Auftakt und sollte daher sitzen.
- Eigene Fragen notieren: Bereiten Sie auch Rückfragen vor, die Sie dem Gegenüber am Ende stellen können. Eigene Fragen signalisieren Interesse und zeigen, dass Sie sich mit der Rolle und dem Unternehmen auseinandergesetzt haben. (Mehr dazu in Regel 9.)
Durch eine gründliche Vorbereitung sammeln Sie nicht nur Sachwissen, sondern gewinnen auch an Sicherheit. Sie wissen, was auf Sie zukommen könnte, und gehen entspannter ins Gespräch. Gleichzeitig vermeiden Sie peinliche Lücken – nichts wirkt unprofessioneller, als wenn ein Bewerber nicht sagen kann, was das Unternehmen eigentlich macht.
Pünktlichkeit und gutes Zeitmanagement
„Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige“ – dieses Sprichwort gilt besonders im Bewerbungsgespräch. Erscheinen Sie unbedingt rechtzeitig zum vereinbarten Termin. Planen Sie so, dass Sie etwa 10–15 Minuten vor Gesprächsbeginn vor Ort sind. Dieses Zeitfenster gilt als ideal: Es gibt Ihnen Gelegenheit, ruhig anzukommen, ohne den Gesprächspartner durch extreme Frühankunft in Bedrängnis zu bringen. Wer mehr als eine Viertelstunde zu früh ist, sollte lieber noch eine kleine Runde drehen, anstatt unaufgefordert im Empfangsbereich zu stören. Verspäten dürfen Sie sich natürlich auf keinen Fall, denn Unpünktlichkeit hinterlässt sofort einen negativen Eindruck.
Um das Risiko zu minimieren, treffen Sie rechtzeitig Vorkehrungen:
- Anreise planen: Recherchieren Sie frühzeitig die genaue Adresse und Route. Prüfen Sie die Verkehrsanbindung, Fahrpläne oder mögliche Staus und Baustellen. Legen Sie einen großzügigen Zeitpuffer fest, damit Sie auch bei Verzögerungen rechtzeitig eintreffen.
- Unterlagen bereitlegen: Packen Sie spätestens am Vorabend alle nötigen Bewerbungsunterlagen (Kopien des Lebenslaufs, Zeugnisse, Notizblock, Stift) ein. Legen Sie auch Ihre Kleidung zurecht, damit am Morgen alles griffbereit ist.
- Kontakt bereithalten: Notieren Sie sich eine Telefonnummer des Ansprechpartners oder der Personalabteilung. Falls doch ein unvorhersehbarer Notfall eintritt (z. B. Zugausfall), können Sie sofort Bescheid geben und Ihr spätes Eintreffen ankündigen.
Pünktlichkeit zeigt dem Arbeitgeber, dass Sie zuverlässig sind und den Termin ernst nehmen. Gleichzeitig bewahren Sie sich selbst vor unnötigem Stress. Wer hetzt oder in letzter Minute ankommt, startet gehetzt ins Gespräch. Durch gutes Zeitmanagement beginnen Sie das Interview stattdessen fokussiert und mit klarem Kopf.
Der erste Eindruck zählt – Auftreten und Kleidung
Menschen bilden sich in kürzester Zeit einen ersten Eindruck – oft innerhalb weniger Sekunden. Diesen ersten Moment kann man nicht wiederholen, daher sollte vom Auftreten bis zur Kleidung alles stimmen. Achten Sie auf ein gepflegtes Äußeres und ein dem Anlass entsprechendes Outfit. Das bedeutet nicht zwangsläufig Anzug oder Kostüm in jeder Situation, aber Ihre Kleidung sollte zur Branche und Unternehmenskultur passen. Informieren Sie sich im Zweifel, welcher Dresscode üblich ist. Ist Ihnen nichts Genaues bekannt, liegt man mit klassisch-seriöser Kleidung (z. B. Blazer, Hemd/Bluse in dezenten Farben) meist richtig. Wichtig ist, dass Sie sich darin wohlfühlen – wer sich verkleidet vorkommt, wirkt schnell unsicher.
Neben der Kleidung spielen Auftreten und Körpersprache eine große Rolle (mehr dazu in Regel 4). Schon bei der Begrüßung können kleine Dinge viel ausmachen. Treten Sie dem Gesprächspartner freundlich und selbstbewusst gegenüber. Ein ehrliches Lächeln, ein offener Blick und ein fester (aber nicht zerquetschender) Händedruck gelten als Grundregeln. Vermeiden Sie einen schlaffen Händedruck oder ein gehetztes, nervöses Auftreten – solche Signale können unterbewusst sofort einen negativen Eindruck hinterlassen. Begrüßen Sie jeden Anwesenden höflich und nennen Sie nach Möglichkeit den Namen Ihrer Ansprechperson.
Auch Umgangsformen fallen ins Gewicht: Warten Sie z. B. ab, bis man Ihnen einen Platz anbietet, anstatt sofort ungefragt Platz zu nehmen. Schalten Sie Ihr Handy komplett aus. Falls Ihnen Getränke angeboten werden, dürfen Sie ruhig annehmen – das kann die Atmosphäre auflockern – jedoch sind Alkohol oder ausgefallene Bestellungen natürlich tabu. Zeigen Sie sich vom ersten Moment an aufmerksam, respektvoll und professionell. Dieser positive erste Eindruck schafft Vertrauen und bildet die Grundlage für das restliche Gespräch.
Auf die Körpersprache achten
Ihre Körpersprache spricht oft lauter als Ihre Worte. Personalverantwortliche achten im Gespräch genau darauf, wie etwas gesagt wird, nicht nur was gesagt wird. Mit der richtigen Körpersprache können Sie Selbstbewusstsein und Offenheit ausstrahlen. Achten Sie darauf, Ihrem Gegenüber möglichst durchgehend Blickkontakt zu bieten – das signalisiert Interesse und Aufmerksamkeit. Sitzen Sie aufrecht, mit entspannter Schultern und vermeiden Sie nervöses Zappeln. Wer ständig mit dem Fuß wippt oder an den Fingern knetet, wirkt angespannt. Bemühen Sie sich um eine offene Haltung: Verschränken Sie nicht dauerhaft die Arme vor der Brust, denn das könnte defensiv oder verschlossen wirken.
Auch Gestik und Mimik sollten Sie bewusst einsetzen. Unterstreichen Sie Ihre Worte mit natürlichen Handbewegungen, aber übertreiben Sie nicht. Ein gelegentliches Lächeln – besonders wenn es zu Ihrer Persönlichkeit passt – vermittelt Freundlichkeit und kann Sympathiepunkte bringen. Wichtig ist, authentisch zu bleiben (siehe Regel 7) und nicht eine unnatürliche Show abzuziehen. Wenn Sie zuhören, nicken Sie ab und zu bestätigend, um aktives Zuhören zu signalisieren.
Denken Sie daran: Eine professionelle Körpersprache lässt Sie souverän und zuversichtlich erscheinen. Dennoch müssen Sie kein Pokerface aufsetzen – leichte Nervosität ist normal und darf sichtbar sein. Sie zeigt, dass Ihnen das Gespräch wichtig ist, und kann sogar sympathisch wirken. Entscheidend ist, dass Sie trotz Lampenfieber freundlich und zugewandt bleiben. Die richtige Balance aus Höflichkeit, Mimik und Gestik unterstreicht Ihre Aussagen positiv und hilft, Ihr Gegenüber zu überzeugen.
Klar und strukturiert kommunizieren
Im Bewerbungsgespräch zählt Inhalt und Form Ihrer Antworten gleichermaßen. Bemühen Sie sich, klar und strukturiert auf die Fragen zu antworten. Das heißt: Halten Sie Ihre Ausführungen präzise und fokussiert, ohne abzuschweifen, aber vermeiden Sie auch zu knappe Ein-Wort-Antworten. Überlegen Sie bei komplexen Fragen kurz, bevor Sie antworten, und gliedern Sie Ihre Antwort gedanklich. Eine bewährte Technik für strukturierte Antworten auf Erfahrungs- oder Verhaltensfragen ist die STAR-Methode (Situation, Task, Action, Result). Damit schildern Sie z. B. bei der Frage nach einer schwierigen Aufgabe zunächst die Situation und Aufgabe, erklären dann Ihr konkretes Vorgehen und schließen mit dem Ergebnis. So behalten Ihre Antworten einen roten Faden und der Personaler kann Ihnen gut folgen.
Vermeiden Sie Monologe: Antworten Sie auf den Punkt und schweifen Sie nicht zu weit vom Thema ab. Achten Sie gleichzeitig auf das Gesprächstempo – sprechen Sie weder zu schnell (sonst versteht man Sie schlecht und es wirkt hektisch) noch zu langsam oder monoton. Ihre Stimme sollte klar und freundlich klingen. Begeisterung in der Stimme kann ansteckend sein, solange sie natürlich wirkt. Sprechen Sie deutlich und verzichten Sie möglichst auf Füllwörter wie “ähm” oder allzu lange Pausen.
Ein weiterer Aspekt klarer Kommunikation ist es, aktiv zuzuhören (Teil des Dialogs, nicht nur Monolog halten). Lassen Sie den Interviewer immer ausreden und zeigen Sie mit Ihrer Reaktion, dass Sie die Frage verstanden haben. Sie können z.B. kurz paraphrasieren oder rückfragen, falls etwas unklar war – das beweist Aufmerksamkeit. Insgesamt gilt: Durch eine strukturierte, zugewandte Kommunikation demonstrieren Sie Professionalität und halten das Gespräch auf Augenhöhe. Sie zeigen, dass Sie nicht nur fachlich, sondern auch zwischenmenschlich gut kommunizieren können.
Starke Selbstpräsentation – sich von der besten Seite zeigen
Viele Vorstellungsgespräche beginnen mit der Aufforderung: “Erzählen Sie etwas über sich.” Eine gelungene Selbstpräsentation ist daher Gold wert und oft Teil der ersten Eindrücke. Überlegen Sie sich im Voraus, wie Sie Ihren Werdegang und Ihre Stärken in ein bis zwei Minuten prägnant zusammenfassen. Wichtig dabei: Rezitieren Sie nicht einfach Ihren Lebenslauf Punkt für Punkt – den hat das Gegenüber vor sich liegen und kennt die Daten bereits. Nutzen Sie diese Gelegenheit vielmehr, um Ihren roten Faden sichtbar zu machen: Was sind die zentralen Erfahrungen, Fähigkeiten und Erfolge, die Sie besonders für die angestrebte Stelle qualifizieren?
Betonen Sie in Ihrer Vorstellung die Stärken und Erfolge, die für den neuen Job relevant sind. Zum Beispiel können Sie hervorheben, welche Verantwortung Sie in Praktika oder Projekten übernommen haben oder welche Ziele Sie erreicht haben. Untermauern Sie Aussagen möglichst mit kurzen Beispielen. Etwa: “Während meines Praktikums bei X habe ich gelernt, wie man im Team komplexe Probleme löst, indem ich an Projekt Y mitgearbeitet habe.” Solche Details machen Ihre Präsentation glaubwürdiger und einprägsamer.
Achten Sie auf die Länge Ihrer Vorstellung – ideal sind ein bis drei Minuten, keinesfalls jedoch ein endloser Monolog. Schließen Sie Ihre Selbstvorstellung mit einem Statement ab, das Ihre Motivation für genau diese Position unterstreicht. Zum Beispiel: Warum möchten Sie gerade in diesem Unternehmen arbeiten und was reizt Sie an der Aufgabe? Eine enthusiastische, aber sachliche Selbstpräsentation weckt Interesse und sorgt dafür, dass man Sie in guter Erinnerung behält. Haben Sie Ihre Selbstvorstellung ein paar Mal geübt, können Sie sie im Gespräch souverän und natürlich vortragen. Damit legen Sie den Grundstein für ein erfolgreiches Interview.
Authentizität und Ehrlichkeit
So gut die Vorbereitung auch sein mag – im Gespräch sollten Sie authentisch bleiben und sich nicht verstellen. Personalverantwortliche merken schnell, wenn Antworten auswendig gelernt oder aufgesetzt wirken. Versuchen Sie daher nicht, eine Rolle zu spielen, sondern zeigen Sie Ihr echtes Ich im besten Licht. Ehrlichkeit währt am längsten: Beantworten Sie Fragen aufrichtig, ohne offensichtliche Beschönigungen oder gar unwahre Angaben. Wenn Sie anfangen, Ihren Lebenslauf oder Kenntnisse zu erfinden, begeben Sie sich auf dünnes Eis – geübte Interviewer durchschauen Ungereimtheiten schnell. Zudem möchte kein Arbeitgeber einen unehrlichen Mitarbeiter einstellen.
Authentisch zu sein heißt auch, persönliche Einblicke zu geben, soweit sie berufsrelevant sind. Das bedeutet nicht, dass Sie Privates ausbreiten sollen, aber zeigen Sie ruhig mit echten Beispielen, was Sie motiviert und ausmacht. Bleiben Sie dabei immer professionell. Sie können z.B. zugeben, dass Sie vor dem Gespräch nervös waren – das wirkt menschlich – aber vermitteln Sie zugleich, dass Sie die Herausforderung gern annehmen. Stehen Sie zu Ihren Schwächen, sofern Sie danach gefragt werden, anstatt etwas Unrealistisches zu behaupten wie “Ich habe keine”. Wichtig ist, immer den Bogen zu schlagen, wie Sie an sich arbeiten und was Sie aus vergangenen Fehlern gelernt haben (siehe Regel 8).
Zur Authentizität gehört außerdem eine gesunde Bescheidenheit. Präsentieren Sie Ihre Stärken selbstbewusst, aber ohne Arroganz. Prahlen Sie nicht und lassen Sie Ihr Gegenüber ausreden. Schlechte Manieren oder Überheblichkeit können selbst hochqualifizierte Bewerber ins Abseits stellen. Bleiben Sie höflich und respektvoll – das zeigt Charakter. Insgesamt gilt: Seien Sie ehrlich und glaubwürdig. Dann können Sie mit Ihren echten Stärken punkten und müssen nicht ständig darauf achten, eine Fassade aufrechtzuerhalten.
Souverän mit schwierigen Fragen umgehen
Im Vorstellungsgespräch kommen oft Fragen, die einem Bewerber unangenehm sein können – zum Beispiel nach Schwächen, Lücken im Lebenslauf oder den Gehaltsvorstellungen. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern. Entscheidend ist, vorbereitet zu sein und ruhig, überlegt zu antworten. Überlegen Sie schon vorab, was Sie auf typische heikle Fragen entgegnen können, damit Sie im Ernstfall nicht ins Stocken geraten.
Einige Beispiele und wie man damit umgehen kann:
- Schwächen: Nennen Sie ehrlich eine echte Schwäche, an der Sie arbeiten, statt einer abgedroschenen Floskel. Wichtiger noch: erklären Sie, wie Sie daran arbeiten. Etwa: “Mir fällt es nicht leicht, vor großem Publikum zu präsentieren, daher habe ich bewusst einen Rhetorikkurs belegt.” So zeigen Sie Selbstreflexion und Lernbereitschaft.
- Lücken im Lebenslauf: Bleiben Sie sachlich und erklären Sie kurz, was in dieser Zeit war – z. B. Orientierung nach dem Schulabschluss, Reisen, Weiterbildungen oder familiäre Gründe. Betonen Sie, was Sie aus der Zeit mitgenommen haben (z. B. neue Sprachkenntnisse, Klarheit über Ihre Berufswahl). Wichtig ist, keinen negativen Eindruck entstehen zu lassen.
- Früherer Arbeitgeber: Auch wenn die Trennung unschön war – lästern Sie nicht über vergangene Arbeitgeber oder Kollegen. Kritik an ehemaligen Chefs kommt im Gespräch sehr schlecht an. Formulieren Sie lieber neutral, warum Sie eine neue Herausforderung suchen, und lenken Sie den Fokus auf die Zukunft und Ihre Motivation für den neuen Job.
- Gehaltsvorstellung: Informieren Sie sich im Vorfeld über branchenübliche Gehälter für Einstiegspositionen in Ihrer Region, damit Sie eine realistische Gehaltsspanne nennen können, falls gefragt. Begründen Sie Ihre Vorstellung kurz mit Ihrer Qualifikation und der Rolle. Weder ein deutlich zu niedriges noch ein utopisch hohes Gehalt machen einen guten Eindruck. Bleiben Sie selbstbewusst, aber kompromissbereit.
Bei allen schwierigen Fragen gilt: Bewahren Sie Ruhe und Höflichkeit. Wenn Sie eine Stressfrage oder Provokation trifft, atmen Sie kurz durch und antworten Sie überlegt. Sie dürfen sich auch einen Moment Bedenkzeit nehmen, bevor Sie antworten. Das zeigt, dass Sie auch unter Druck analytisch bleiben. Wichtig ist, dass Sie nicht defensiv oder verärgert reagieren. Mit sachlichen, positiven Antworten selbst auf unangenehme Themen beweisen Sie Ihre professionelle Einstellung und Konfliktfähigkeit.
Interesse zeigen und eigene Fragen stellen
Ein Bewerbungsgespräch ist keine Einbahnstraße – nicht nur der Arbeitgeber stellt Fragen, auch als Bewerber sollten Sie Interesse zeigen und am Gespräch aktiv teilnehmen. Spätestens am Schluss wird man Sie fragen, ob Sie noch eigene Fragen haben. Nutzen Sie diese Gelegenheit unbedingt, um kluge Rückfragen zu stellen. Eigene Fragen sind aus zwei Gründen wertvoll: Sie helfen Ihnen, mehr über Job und Unternehmen zu erfahren, und sie sind ein Test, wie gut Sie sich vorbereitet haben. Durchdachte Fragen unterstreichen Ihr ernsthaftes Interesse und Ihre Vorbereitung – sie dokumentieren echtes Interesse und beweisen gleichzeitig, dass Sie sich mit der Stelle auseinandergesetzt haben.
Bereiten Sie am besten schon vor dem Gespräch ein paar Fragen vor. Geeignete Themen für Bewerberfragen sind zum Beispiel: die Einarbeitung und Weiterentwicklung im Unternehmen, Erwartungen an den Stelleninhaber, Teamstrukturen, Unternehmenskultur oder kommende Projekte. Zeigen Sie Neugierde daran, wie der Arbeitsalltag aussehen wird, oder fragen Sie nach, was einen erfolgreichen Mitarbeiter in den Augen des Unternehmens ausmacht. Solche Punkte signalisieren, dass Sie den Job wirklich verstehen wollen und vorausschauend denken.
Vermeiden sollten Sie hingegen alles, was den Anschein erweckt, Sie hätten sich nicht informiert. Fragen wie “Was macht Ihr Unternehmen genau?” disqualifizieren Sie, weil Sie das längst hätten herausfinden können. Ebenfalls heikel sind vorschnelle Fragen nach Urlaubsanspruch oder Pausenregelung im ersten Gespräch – das könnte so wirken, als interessierten Sie vor allem die Extras, nicht der Job an sich. Das Gehalt müssen Sie in der Regel nicht von sich aus ansprechen, da es oft ohnehin thematisiert wird (siehe Regel 8). Fokussieren Sie lieber auf inhaltliche Aspekte der Stelle und des Teams. Gute Rückfragen am Ende machen deutlich, dass Sie den Dialog auf Augenhöhe suchen und der Job für Sie nicht bloß irgendeine Option ist, sondern dass Sie bewusst genau dort arbeiten möchten.
Professioneller Abschluss und Nachbereitung
Auch der letzte Eindruck eines Bewerbungsgesprächs ist entscheidend. Gehen Sie daher zum Abschluss genauso professionell vor wie zu Beginn. Bedanken Sie sich zum Ende des Gesprächs aufrichtig für die Gelegenheit und die Zeit, die man sich für Sie genommen hat. Ein freundliches Lächeln und ein abschließender Händedruck (sofern angebracht) runden das Gespräch ab. Zögern Sie nicht, zum Schluss Ihr Interesse an der Stelle noch einmal kurz zu bekräftigen – etwa indem Sie sagen, dass Sie sich über die Einladung gefreut haben und das Gespräch spannend fanden. Erkundigen Sie sich ruhig nach dem weiteren Ablauf des Bewerbungsprozesses (z. B. wann Sie mit einer Rückmeldung rechnen können). Das zeigt, dass Sie motiviert sind und gern den nächsten Schritt gehen möchten.
Nach dem Gespräch ist die Nachbereitung wichtig. Notieren Sie sich für sich selbst, was gut lief und was Sie beim nächsten Mal verbessern möchten – so lernen Sie aus jedem Interview. Zudem empfiehlt es sich, dem Unternehmen eine kurze Dankes-E-Mail zu schreiben. Bedanken Sie sich darin höflich für das Gespräch und betonen Sie noch einmal Ihr Interesse an der Position und am Unternehmen. Halten Sie die Nachricht knapp, fehlerfrei und senden Sie sie idealerweise noch am selben oder nächsten Tag. Solch ein professionelles Follow-up hinterlässt einen positiven Nachklang und hebt Sie möglicherweise von anderen Kandidaten ab, die sich nicht mehr melden.
Nun heißt es warten – doch selbst in dieser Phase sollten Sie professionell bleiben. Geduld und Höflichkeit zahlen sich aus: Drängen Sie nicht ungeduldig auf eine Entscheidung, sondern warten Sie die genannte Frist ab, bevor Sie nachfragen. Wenn Sie alle genannten Regeln beherzigen, haben Sie jedoch schon viel dafür getan, dass man sich positiv an Sie erinnert. Ein souveräner Auftritt vom Anfang bis zum Ende des Bewerbungsgesprächs – geprägt von Vorbereitung, Pünktlichkeit, sicherem Auftreten und echtem Interesse – erhöht Ihre Chancen erheblich, die nächste Karrierestufe zu erreichen. Bleiben Sie dabei stets Sie selbst und zeigen Sie sich von Ihrer besten Seite, dann sind Sie für jedes Vorstellungsgespräch bestens gewappnet.