In diesem umfangreichen Artikel erfahren Sie, wie Sie Ihr Arbeitszeugnis richtig entschlüsseln, welche typischen Codes Arbeitgeber gerne verwenden und worauf Sie unbedingt achten sollten. Wir zeigen Ihnen außerdem in einer praktischen Tabelle typische Formulierungen und deren wahre Bedeutung. Mit diesen Kenntnissen sind Sie bestens gerüstet, um Ihr Zeugnis zu verstehen und bei Bedarf Verbesserungen einzufordern.
Inhaltsverzeichnis
- Warum das Arbeitszeugnis so wichtig ist
- Das Zeugnis und seine Bestandteile
- Die rechtlichen Rahmenbedingungen kurz erklärt
- Typische Codes zur Leistungsbeurteilung
- Typische Codes zur Verhaltensbeurteilung
- Verschleierte Kritik: Das Spiel mit bestimmten Signalwörtern
- Häufige Missverständnisse und Stolpersteine
- Praktische Tabelle: Typische Formulierungen und ihre wahre Bedeutung
- Wie Sie Ihr eigenes Zeugnis überprüfen
- Vorgehen bei Unstimmigkeiten: Ihre Rechte und Möglichkeiten
- Andere Arten von Zeugnissen: Zwischenzeugnis und einfaches Arbeitszeugnis
- Spezielle Codes und Mythen
- Mit welchen Tools kann man sein Zeugnis checken?
- Tipps für Arbeitnehmer: Wie sorge ich für ein gutes Zeugnis?
- Tipps für Arbeitgeber: Worauf sollte man bei Zeugnisformulierungen achten?
- Fazit und Ausblick
Warum das Arbeitszeugnis so wichtig ist
Ein Arbeitszeugnis ist in Deutschland nicht einfach nur ein nettes Extra, das Sie potenziellen neuen Arbeitgebern vorlegen. Es ist vielmehr ein zentrales Dokument für Ihre berufliche Laufbahn. Spätestens wenn Sie sich auf eine neue Stelle bewerben, wird Ihr zukünftiger Arbeitgeber einen genauen Blick darauf werfen.
Gesetzliche Grundlage:
Arbeitnehmer haben nach § 109 Gewerbeordnung (GewO) einen Anspruch auf ein schriftliches Arbeitszeugnis. Dieses muss wahr und wohlwollend formuliert sein. „Wahr und wohlwollend“ klingt in der Theorie einfach, führt in der Praxis jedoch zu einer komplizierten Balance: Ein Arbeitgeber darf nichts Unwahres reinschreiben, andererseits sollen negative Aspekte nicht unverblümt kritisiert werden. Genau hier entstehen die typischen „Zeugniscodes“.
Bedeutung für Ihre Karriere:
- Ein positiver Gesamteindruck im Arbeitszeugnis kann Ihr berufliches Weiterkommen fördern.
- Neutrale oder negative Bewertungen sind selten offen sichtbar. Stattdessen werden sie häufig in scheinbar harmlosen Standardformulierungen „verpackt“.
- Je besser Sie Ihr Arbeitszeugnis entschlüsseln können, desto gezielter können Sie auf potenzielle Unklarheiten reagieren und Veränderungen verlangen.
Das Zeugnis und seine Bestandteile
Ein qualifiziertes Arbeitszeugnis in Deutschland hat meist eine bestimmte Struktur, die sich grob wie folgt zusammenfassen lässt:
- Briefkopf des Unternehmens: Enthält Firmenname, Anschrift und ggf. Logo.
- Überschrift: Oft „Arbeitszeugnis“ oder „Zwischenzeugnis“.
- Angaben zur Person: Name, Geburtsdatum, Geburtsort.
- Angaben zur Anstellungszeit: Beginn und Ende des Arbeitsverhältnisses (bzw. „seit“ bei einem Zwischenzeugnis).
- Positionsbezeichnung und Aufgabenbereich: Detaillierte Beschreibung Ihrer Tätigkeiten, Verantwortung und Befugnisse.
- Leistungsbeurteilung: Bewertung Ihrer fachlichen Kompetenz und Arbeitsleistung.
- Verhaltensbeurteilung: Bewertung Ihres Sozialverhaltens gegenüber Kollegen, Vorgesetzten und ggf. Kunden.
- Schlussformel: Häufig mit Danksagung, Zukunftswünschen und Austrittsgründen.
In jedem dieser Bereiche können sich versteckte Formulierungen befinden, die von Profis (Personaler, Headhunter etc.) schnell erkannt werden. Für Laien wirken diese Sätze jedoch oft neutral oder gar freundlich.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen kurz erklärt
Arbeitgeber sind verpflichtet, das Zeugnis „wahr“ und „wohlwollend“ zu verfassen. Das bedeutet:
- Wahrheitspflicht: Negative Aspekte dürfen nicht verschleiert werden, wenn sie wesentlich für das Gesamtbild des Arbeitnehmers sind.
- Wohlwollenspflicht: Kritik darf nicht unverhältnismäßig hart ausfallen oder gar beleidigend sein.
Daraus resultiert ein gewisses Spannungsfeld: Wie drückt ein Arbeitgeber berechtigte Kritik aus, ohne gegen das Gebot der Wohlwollenspflicht zu verstoßen? Die Antwort: Durch codierte Formulierungen und oft subtilen Sprachgebrauch, der für Eingeweihte Bände spricht.
Recht auf Berichtigung
Finden Sie in Ihrem Arbeitszeugnis fragwürdige Formulierungen, haben Sie das Recht, eine Korrektur zu verlangen. Sie müssen jedoch darlegen, warum der betreffende Satz entweder nicht der Wahrheit entspricht oder nicht mehr wohlwollend ist. Im Konfliktfall kann ein Rechtsstreit geführt werden, bei dem vor Gericht entschieden wird, wie das Zeugnis zu lauten hat.
Typische Codes zur Leistungsbeurteilung
Der wohl bekannteste Code im Arbeitszeugnis bezieht sich auf die Gesamtleistungsbewertung. Hier gibt es eine Art Notensystem, das zumeist in folgenden Abstufungen verwendet wird:
- „stets zur vollsten Zufriedenheit“: Note „Sehr gut“
- „stets zur vollen Zufriedenheit“: Note „Gut“
- „zur vollen Zufriedenheit“ (ohne „stets“): Note „Befriedigend“
- „zur Zufriedenheit“: Note „Ausreichend“
- „im Großen und Ganzen zur Zufriedenheit“: Note „Mangelhaft“
- „hat sich bemüht“ (o. ä.): Note „Ungenügend“
Doch damit nicht genug, oft wird auch die Formulierung leicht abgewandelt, sodass es z. B. „seinen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit nachgekommen“ heißt. Nicht jedes Wort, das zusätzlich oder weggelassen wird, ist Zufall. In großen Unternehmen und Personalabteilungen steckt häufig eine Standardisierung dahinter.
Wenn Sie also die Bewertung Ihrer Arbeitsleistung lesen, achten Sie auf diese Nuancen. Schon ein kleines Wort wie „stets“ kann den Unterschied zwischen „sehr gut“ und „gut“ ausmachen.
Typische Codes zur Verhaltensbeurteilung
Auch in der Verhaltensbeurteilung werden gern versteckte Hinweise gegeben. Besonders Aussagen zu Kollegialität, Umgang mit Vorgesetzten, Kundenorientierung oder Teamfähigkeit lassen sich in eine Art Notensystem übersetzen.
Einige Beispiele:
- „Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei.“
- Klassische Formulierung für ein sehr gutes Sozialverhalten (Note 1).
- „Er / Sie verhielt sich gegenüber Kollegen und Vorgesetzten einwandfrei.“
- Hier fehlt das Wort „stets“ – somit rutscht die Bewertung auf „gut“ (Note 2).
- „Er / Sie verhielt sich gegenüber Vorgesetzten und Kollegen insgesamt einwandfrei.“
- Die Ergänzung „insgesamt“ schwächt die Aussage ab. Deutet auf „befriedigend“ (Note 3) hin.
- „Das Verhalten war insgesamt zufriedenstellend, insbesondere gegenüber den Kunden.“
- Lob an einer Stelle, dafür bleibt es an anderer Stelle offen. Häufig eher eine 3–4.
Manchmal findet man umgekehrte Reihenfolgen, zum Beispiel: „Das Verhalten gegenüber den Kollegen und den Vorgesetzten war …“. Wenn zuerst von Kollegen und dann erst von Vorgesetzten die Rede ist, kann das (muss aber nicht) auf Probleme im Verhältnis zu Vorgesetzten hinweisen.
Verschleierte Kritik: Das Spiel mit bestimmten Signalwörtern
Einige Formulierungen klingen für den Laien neutral oder sogar positiv, haben in Wahrheit jedoch eine ganz andere Bedeutung. Beispiele:
- „Er / Sie war immer pünktlich.“
- Klingt harmlos, kann aber andeuten, dass das einzige Positive seine/ihre Pünktlichkeit war.
- „Er / Sie zeigte für die Belange der Belegschaft Verständnis.“
- Könnte bedeuten, dass sich die Person zu sehr in betriebsinterne Angelegenheiten oder Konflikte eingemischt hat.
- „Er / Sie bemühte sich, den Anforderungen gerecht zu werden.“
- Deutlicher Hinweis auf unzureichende Leistung oder fehlende Erfolge.
- „Sein / Ihr Verhalten gegenüber Kollegen war ohne Tadel.“
- Warum werden Vorgesetzte nicht erwähnt? Möglicherweise gab es Probleme mit diesen.
Oft wird Kritik nicht explizit, sondern durch das gezielte Weglassen bestimmter Worte oder das Umdrehen der Reihenfolge ausgedrückt. Auch Adverbien wie „stets“, „immer“, „jederzeit“ haben eine große Bedeutung.
Häufige Missverständnisse und Stolpersteine
Ein klassischer Stolperstein ist das Thema Schlussformel. In vielen Arbeitszeugnissen findet sich ein Schlusssatz mit einer Danksagung und den Wünschen für die Zukunft. Etwa: „Wir danken ihm für die stets sehr gute Zusammenarbeit und wünschen ihm auf seinem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“
- Enthält das Zeugnis keine Dankes- und Zukunftsformel, kann das negativ aufgefasst werden. Manche Gerichte sind allerdings der Auffassung, dass Arbeitgeber nicht verpflichtet sind, eine Dankesformel einzufügen. Dennoch hat sich in der Praxis etabliert, dass ein Fehlen solcher Wünsche oft als versteckte Kritik verstanden wird.
- Unklare Austrittsgründe: Manchmal wird nur erwähnt, dass das Arbeitsverhältnis beendet wurde, ohne anzugeben, ob es auf eigenen Wunsch oder durch den Arbeitgeber erfolgte. Sofern es im Guten auseinandergegangen ist, wird dies meist erwähnt. Das Fehlen dieser Information kann Skepsis auslösen.
Ein weiteres Thema ist die Reihenfolge von Vorgesetzten und Kollegen bei der Verhaltensbeschreibung. Üblicherweise lautet die klassische Formulierung: „Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets einwandfrei.“ Werden die Kollegen an die erste Stelle gesetzt, könnte das heißen, dass das Verhältnis zu Vorgesetzten nicht so gut war.
Praktische Tabelle: Typische Formulierungen und ihre wahre Bedeutung
Um Ihnen einen schnellen Überblick zu verschaffen, haben wir hier eine Tabelle mit typischen Formulierungen und möglichen Interpretationen zusammengestellt:
Typische Formulierung | Mögliche Bedeutung |
---|---|
„Er / Sie war stets zu unserer vollsten Zufriedenheit tätig.“ | Sehr gute Leistung (Note 1). |
„Er / Sie war stets zu unserer vollen Zufriedenheit tätig.“ | Gute Leistung (Note 2). |
„Er / Sie war zu unserer vollen Zufriedenheit tätig.“ | Befriedigende Leistung (Note 3). |
„Er / Sie war zu unserer Zufriedenheit tätig.“ | Ausreichende Leistung (Note 4). |
„Er / Sie hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden.“ | Ungenügende Leistung (Note 5–6). |
„Wir waren mit seinen / ihren Leistungen voll und ganz zufrieden.“ | Meist gute bis sehr gute Leistung; Achtung auf Adverbien („stets“, „immer“)! |
„Er / Sie zeigte viel Einfühlungsvermögen.“ | Kann auf Schwierigkeiten hindeuten, klare Leistungs-Bewertungen fehlen. |
„Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei.“ | Sehr gutes Sozialverhalten (Note 1). |
„Das Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war einwandfrei.“ | Gute bis befriedigende Bewertung, da Reihenfolge „Kollegen“ vor „Vorgesetzten“. |
„Er / Sie war pünktlich.“ | Kann andeuten, dass dies das einzig Positive ist. |
„Er / Sie zeigte Verständnis für die Belange der Belegschaft.“ | Möglicherweise Betriebsratstätigkeit oder Einmischung in interne Belange. |
„Wir danken ihm / ihr für die geleistete Arbeit und wünschen weiterhin viel Erfolg.“ | Neutrale Standard-Danksagung, meist Note 3 oder 2. |
„Wir wünschen ihm / ihr für die Zukunft alles Gute, insbesondere Erfolg.“ | Betonung auf „Erfolg“ kann heißen, dass Erfolg gefehlt hat. |
„Er / Sie verlässt unser Unternehmen auf eigenen Wunsch.“ | Neutral, kann aber auch bedeuten, dass die Kündigung vom Mitarbeiter selbst kam (kein Vorwurf). |
„Er / Sie verlässt unser Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen.“ | Hinweis auf Aufhebungsvertrag, evtl. auch auf Konflikte. |
„Er / Sie verfügte über ein gesundes Selbstvertrauen.“ | Kann Ironie sein und bedeuten, dass der Mitarbeiter zu selbstherrlich auftrat. |
„Mit geselliger Art trug er / sie zum Betriebsklima bei.“ | Häufiger versteckter Hinweis auf Alkoholprobleme oder Ablenkungen. |
Diese Tabelle kann natürlich nicht alle Formulierungen abdecken, denn jede Branche und jedes Unternehmen hat eigene Standards. Dennoch liefert sie Ihnen einen ersten Anhaltspunkt, welche Codes häufig verwendet werden und wie Sie sie interpretieren können.
Wie Sie Ihr eigenes Zeugnis überprüfen
- Lesen Sie Ihr Zeugnis sehr aufmerksam: Achten Sie auf jedes Detail, insbesondere auf Adverbien („stets“, „immer“, „jederzeit“), kleine Füllwörter („insgesamt“, „eigentlich“, „bemüht“) und die Reihenfolge von Vorgesetzten und Kollegen.
- Vergleichen Sie mit den gängigen Codes: Nutzen Sie zum Beispiel unsere obige Tabelle oder recherchieren Sie typische Standardformulierungen in anderen Quellen.
- Achten Sie auf die Vollständigkeit: Ein Arbeitszeugnis sollte alle wesentlichen Punkte Ihrer Leistung und Ihres Verhaltens abdecken. Werden wichtige Aufgaben verschwiegen oder Aspekte Ihrer Tätigkeit nur angerissen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass man Ihre Leistung gezielt kleinreden möchte.
- Berücksichtigen Sie die Schlussformel: Wird Ihnen Dank ausgesprochen? Werden Ihnen gute Wünsche mitgegeben? Wird ein Austrittsgrund genannt? Wie ist die Tonalität?
- Prüfen Sie Rechtschreibung und Formalia: Auch wenn es auf den ersten Blick ein Nebenaspekt ist, kann eine fehlerhafte Rechtschreibung oder eine falsche Datumsangabe sehr negative Auswirkungen haben. Ein potenzieller neuer Arbeitgeber könnte vermuten, dass Sie Ihr Zeugnis selbst geschrieben haben oder dass Ihr alter Arbeitgeber wenig Wert auf Sorgfalt legt.
Vorgehen bei Unstimmigkeiten: Ihre Rechte und Möglichkeiten
Wenn Sie feststellen, dass Ihr Arbeitszeugnis aus Ihrer Sicht falsche oder zu kritische Aussagen enthält, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Gespräch mit dem Arbeitgeber
- Suchen Sie zunächst das offene Gespräch. Weisen Sie darauf hin, welche Formulierungen Sie für unangebracht halten und warum.
- Oft ist sich der ausstellende Arbeitgeber selbst nicht bewusst, dass bestimmte Formulierungen negativ interpretiert werden können.
- Schriftliche Aufforderung zur Zeugnisberichtigung
- Wenn ein klärendes Gespräch nicht weiterhilft, können Sie schriftlich um Korrektur bitten.
- Verweisen Sie darauf, dass Sie ein wohlwollendes, aber wahrheitsgemäßes Zeugnis beanspruchen. Formulieren Sie freundlich, aber bestimmt.
- Rechtliche Schritte
- Sollte der Arbeitgeber sich weigern, das Zeugnis anzupassen, bleibt Ihnen der Gang zum Arbeitsgericht.
- Vor Gericht muss dann geklärt werden, ob der Arbeitgeber mit seinen Formulierungen das Gebot des Wohlwollens verletzt oder ob die Aussagen sachlich gerechtfertigt sind.
- Fristen beachten
- In einigen Arbeitsverträgen oder Tarifverträgen können Fristen zur Geltendmachung von Zeugniskorrekturen verankert sein.
- Prüfen Sie also frühzeitig, damit Ihnen keine Ansprüche verloren gehen.
Andere Arten von Zeugnissen: Zwischenzeugnis und einfaches Arbeitszeugnis
Nicht immer handelt es sich um ein qualifiziertes Endzeugnis. Man unterscheidet verschiedene Zeugnisarten:
- Einfaches Zeugnis
- Beschränkt sich auf Fakten zu Art und Dauer der Beschäftigung.
- Keine Leistungs- und Verhaltensbeurteilung.
- Wird meist in Berufen oder Firmen ausgestellt, in denen ein qualifiziertes Zeugnis unüblich ist, oder wenn es explizit vom Mitarbeiter so gewünscht wird.
- Qualifiziertes Zeugnis
- Enthält neben den Beschäftigungsdetails auch eine Bewertung Ihrer Leistung und Ihres Verhaltens.
- Ist in den meisten Fällen Standard.
- Zwischenzeugnis
- Wird während eines noch laufenden Arbeitsverhältnisses ausgestellt, z. B. bei Vorgesetztenwechsel, einer internen Bewerbung oder wenn der Mitarbeiter dies wünscht.
- Hat dieselbe Struktur wie ein qualifiziertes Endzeugnis.
- Bei Austritt oder Vertragsende wird das Zwischenzeugnis häufig als Basis für das Endzeugnis verwendet.
Auch in Zwischenzeugnissen werden ähnliche Formulierungen verwendet. Achten Sie hier besonders darauf, denn ein Zwischenzeugnis dient später in aller Regel als Grundlage für das endgültige Zeugnis.
Spezielle Codes und Mythen
Rund um das Thema „Arbeitszeugnis“ ranken sich viele Mythen. Ein paar häufige Missverständnisse:
- „Geheime Sonderzeichen oder versteckte Symbole“: Von Erzählungen über bestimmte Kommasetzungen bis hin zur wörtlichen Hervorhebung einzelner Buchstaben, die ein Wort ergeben – solche Verschwörungstheorien halten sich hartnäckig. In den allermeisten Fällen sind solche Theorien jedoch unbegründet oder stark übertrieben. Sofern es nicht zu einem gerichtlich festgestellten Missbrauch kommt, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich Arbeitgeber absichtlich in Rechtschreib- oder Zeichensetzungscodes verlieren.
- „Leerschritte oder Absatzformatierungen“: Manchmal wird vermutet, dass zusätzliche Leerzeichen oder Zeilenumbrüche Botschaften transportieren sollen. Auch das ist in der Regel nicht der Fall.
- „Das Fehlen von Ort und Datum“: Ein fehlendes Ausstellungsdatum kann Fragen aufwerfen. Es ist aber eher ein formaler Mangel als ein geheimer Code.
Fazit: Tatsächlich konzentrieren sich Personaler auf den „klassischen“ Sprachcode, der für jeden geschulten Empfänger sofort zu erkennen ist.
Mit welchen Tools kann man sein Zeugnis checken?
Heutzutage gibt es zahlreiche Online-Portale, auf denen Sie kostenlos oder gegen Gebühr Ihr Arbeitszeugnis analysieren lassen können. Automatisierte Tools überprüfen bestimmte Schlüsselwörter und Ausdrücke. Das kann ein guter erster Schritt sein, sollte aber kein Ersatz für eine individuelle, fachkundige Prüfung sein.
Empfehlung:
- Nutzen Sie Online-Tools für eine erste Einschätzung.
- Holen Sie im Zweifelsfall zusätzlich den Rat eines Fachanwalts für Arbeitsrecht oder einer erfahrenen Personalberatung ein.
Tipps für Arbeitnehmer: Wie sorge ich für ein gutes Zeugnis?
Grundsätzlich sollten Sie darauf achten, während Ihrer gesamten Beschäftigung ein positives Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen zu pflegen. Dies klingt selbstverständlich, kann aber in stressigen Jobs manchmal vergessen werden. Wer im Guten auseinandergeht, bekommt meist auch ein wohlwollendes Zeugnis.
Ein paar praktische Hinweise:
- Regelmäßiges Feedback einholen
- Fragen Sie Ihren Vorgesetzten ab und zu, wie er Ihre Leistung einschätzt.
- So können Sie frühzeitig reagieren, wenn sich Unzufriedenheiten andeuten.
- Zwischenzeugnis anfordern
- Vor allem bei Vorgesetztenwechsel oder internen Umstrukturierungen ist ein Zwischenzeugnis sinnvoll.
- So stellen Sie sicher, dass Ihre bisherigen Leistungen korrekt dokumentiert werden, bevor ein neuer Chef übernimmt.
- Selbst Zeugnisentwurf anbieten
- In manchen Firmen ist es üblich, dass der Mitarbeiter selbst einen Zeugnisentwurf schreibt, den der Arbeitgeber dann anpasst.
- Hierbei sollten Sie natürlich keine Superlative verwenden, die nicht begründbar sind. Eine faire Selbstdarstellung hilft allen.
- Auf Fristen achten
- Sobald Sie das Unternehmen verlassen, fordern Sie Ihr Zeugnis zeitnah ein.
- Verzögerungen können später zu Unklarheiten führen, wenn sich Vorgesetzte oder Personalreferenten nicht mehr genau erinnern.
Tipps für Arbeitgeber: Worauf sollte man bei Zeugnisformulierungen achten?
Auch für Arbeitgeber ist die Zeugnisschreibung eine Herausforderung. Sie müssen einerseits ein möglichst objektives Bild zeichnen, andererseits die Wohlwollenspflicht erfüllen. Ein paar Empfehlungen:
- Standardisierte Vorlagen nutzen
- Viele Unternehmen haben Vorlagen, in die lediglich individuelle Bewertungen und Aufgabenbeschreibungen eingefügt werden.
- Das garantiert eine konsistente Sprache.
- Ehrliche, aber faire Formulierungen
- Keine Übertreibungen, aber auch keine abwertenden Äußerungen.
- Negative Punkte nur dann erwähnen, wenn sie wirklich relevant sind.
- Juristische Beratung einholen
- Bei Zweifeln oder wenn ein Mitarbeiter bestimmte Änderungen fordert, kann ein kurzer Check beim Anwalt für Arbeitsrecht sinnvoll sein.
- Zeitnah ausstellen
- Ein Arbeitszeugnis soll möglichst dicht am Ende des Arbeitsverhältnisses ausgestellt werden. Das reduziert Rechtsstreitigkeiten und Ärger.
Fazit und Ausblick
Das Arbeitszeugnis ist ein wichtiges Dokument, das wesentlich über Ihre berufliche Zukunft mitentscheiden kann. Es dient als Referenz und spiegelt Ihre Leistungen, Ihr Verhalten und Ihre Potenziale wider – zumindest sollte es das. In der Realität jedoch kommt es häufig zu codierten Formulierungen, die ohne Hintergrundwissen nur schwer zu deuten sind.
Die wichtigste Erkenntnis lautet daher: Machen Sie sich mit typischen Zeugnisformulierungen vertraut! Nur wer weiß, worauf zu achten ist, kann sein eigenes Zeugnis richtig lesen und bewerten. Unsere Tabelle mit den gängigsten Codes ist dafür ein erster Anhaltspunkt. Darüber hinaus sollten Sie folgende Punkte im Hinterkopf behalten:
- Ein Arbeitszeugnis muss wahr und wohlwollend sein.
- Schon kleine sprachliche Nuancen (z. B. „stets“, „immer“, „insgesamt“) können die Note ändern.
- Achten Sie auf Vollständigkeit: Aufgabenbeschreibung, Leistungsbewertung, Verhaltensbeurteilung und Schlussformel sind wichtige Eckpfeiler.
- Bei Unstimmigkeiten haben Sie das Recht auf Korrektur. Zögern Sie nicht, dieses einzufordern.
- Eine freundliche und sachliche Kommunikation mit dem Arbeitgeber bringt oft mehr als eine direkte Konfrontation.
Wenn Sie all diese Tipps beherzigen, haben Sie gute Chancen, ein Zeugnis zu erhalten, das nicht nur rechtlich korrekt ist, sondern Sie auch angemessen in Ihrer beruflichen Laufbahn unterstützt. Und falls doch etwas schiefläuft, wissen Sie jetzt, wo Sie ansetzen können, um das Dokument zu entschlüsseln und Verbesserungen zu erreichen.
Nutzen Sie diese Kenntnisse bei Ihrer nächsten Bewerbung oder wenn Sie sich in einer Gehaltsverhandlung bzw. bei einem Personalgespräch auf Ihr Zeugnis berufen. Ein verständliches und positives Arbeitszeugnis ist ein starkes Argument, das Sie gezielt zu Ihrem Vorteil nutzen können.
(Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei nicht um eine Rechtsberatung handelt. In Einzelfällen sollten Sie stets einen Fachanwalt oder eine anerkannte Beratungsstelle hinzuziehen, um rechtssichere Informationen zu erhalten.)
Ihr Team von Bewerbung.info wünscht Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Karriereplanung und steht Ihnen mit weiteren Ratgebern rund um das Bewerbungs- und Arbeitsleben zur Seite!